Einfache Anleitung zur tiefen Entspannung und Stress-Lösung im Alltag.
Der Atem (Prana, Pneuma, Atman) steht zwischen Bewusstem und Unbewusstem,
ist die Grundnahrung alles Lebendigen, vor allem für das Gehirn und den Geist.
- Einatmen fördert Energie (Sauerstoff), aber auch Spannung und Druck.
- Ausatmen fördert Entschlacken (u.a. Kohlendioxid) und Entspannung, Stille.
- Einatmen bedeutet Einverleiben von Äußerem, Ausdehnung,
- Ausatmen bedeutet Loslassen, mehr in die eigene Mitte kommen.
Das Ausatmen ist so wichtig, weil es automatisch entspannende körperliche und geistige Reaktionen auslöst, die dem Stress genau entgegengesetzt sind. Daher empfehle ich:
A) Im täglichen Leben immer wieder mal 2-3 Minuten bewusst tiefer ausatmen, auch bei Sport, Anstrengungen, bei Müdigkeit, bei Routinearbeiten, usw. Sogar in überfüllten Räumen mit schlechter Luft: gegen den Reflex arbeiten, flacher zu atmen und in negativen oder angespannten Situationen die Luft anzuhalten.
Anmerkung: Säuren fördern Schmerzen – basischer Stoffwechsel reduziert Schmerzen. Tiefer atmen ist die schnellste Entsäuerung und somit Schmerz lindernd!
B) Als transzendierende Atemmeditation (TAM): 1 – 2 Mal täglich 5-20 Minuten Augen schließen und das Ein- und Ausströmen des Atems wahrnehmen, etwas tiefer ausatmen als gewöhnlich, alle seelischen und körperlichen Empfindungen zulassen, auch die „negativen“ wie Missempfindungen, Schmerzen, Trauer, Wut, Angst, etc. Diese Gefühle bewusst erleben (was/wo/wie spüre ich?), also die Aufmerksamkeit gezielt darauf richten. Und atmen, den Atem verlängern oder vertiefen: ein – aus – Pause, aber in völlig freiem Rhythmus, so wie es dem Körper gerade angenehm ist, wenn möglich durch die Nase. Nur wenn man sehr müde ist, die Einatmung betonen.
Falls Sie sich nur wohlfühlen: Genießen Sie das. Es ist in Ordnung, wenn man abgelenkt oder in Gedanken versunken ist oder das Atmen vergisst: dann wieder den Atem oder das „störende“ Gefühl wahrnehmen oder sich einfach wohl fühlen.
Zum Schluss – sehr wichtig – noch einige Male tief durchatmen, die Glieder strecken oder anspannen, wieder locker lassen und dann langsam die Augen öffnen, sich für den Abschluss der Meditation immer 1-3 Minuten Zeit lassen (sitzend oder liegend).
Quellen und Hinweise zur transzendierenden Atem-Meditation:
1.) Johann Wolfgang von Goethe in „West-östlicher Diwan, Talismane“:
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, diese erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich presst,
und dank‘ ihm, wenn er dich wieder entlässt.
2.) Anthony de Mello: „Mit Leib und Seele meditieren“ Kevelaer 1996, Herder 1998:
Ein Jesuitenfreund erzählte mir einmal, er habe einen Hindu-Guru gebeten, Ihn in die Kunst des Betens einzuweihen. Der Guru sagte ihm: „Konzentriere dich auf deinen Atem.“ Mein Freund tat es etwas 5 Minuten lang. Dann sagte der Guru: „Die Luft, die einatmest ist Gott. Du atmest Gott ein und aus. Werde dir dessen bewusst und verweile in diesem Bewusstsein.“ Mein Freund musste sich theologisch ein wenig umstellen, dann befolgte er seinen Rat … entdeckte zu seinem Erstaunen, dass Beten so einfach sein kann wie ein- und ausatmen. Und: er entdeckte in dieser Übung eine Tiefe und Befriedigung und spirituelle Nahrung, die er in vielen Stunden, die er bisher dem Gebet gewidmet hatte, nicht hatte finden können.
3.) Maharishi Mahesh Yogi: „Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens“
Arrowhead, California 1964, neu Aufl. im Kamphausen Verlag 1998, TM-Lehrer-Kurs in La Antilla 1973: Transzendentale Meditation als mechanischer Weg zur Erleuchtung, eine natürliche und einfache Entspannung mit vedischem Hintergrund.
4.) Jon Kabat-Zinn; „GESUND DURCH MEDITATION / Das große Buch der Selbstheilung“, O.W. Barth 10. Aufl. 2003. © Dr. J. Kabat-Zinn1990 „Full Catastrophe Living“. Dies Buch beruht auf buddhistischer Achtsamkeit, Physiologie und klinischer Erfahrung.
5.) PATANJALI: „Die Wurzeln des Yoga / Die Yoga-Sutren des Patanjali mit Kommentar von P.Y. Deshpande“, O.W. Barth 1976, original „The Authentic Yoga“ 1976
© Dr. med. Dietrich Wachsmuth, Hamburg / Traben-Trarbach 2008/2011